Neue Studie: Hilft "Ich schlaf' nochmal drüber" wirklich bei Problemen?

"Lass mich eine Nacht darüber schlafen" – hast du diesen Satz auch schon einmal gesagt? Forschende fanden nun heraus, dass uns diese Tat tatsächlich zu Aha-Momenten verhelfen kann.
Nicht selten geben uns Mitmenschen den Rat, vor einer großen Entscheidung noch einmal drüber zu schlafen. "Höre auf dein Bauchgefühl am frühen Morgen, ohne vorher schon so viel darüber nachgedacht zu haben", habe ich schon öfter gehört. Und ich gebe zu: Es hat tatsächlich bereits mehrfach funktioniert. War ich mir am Abend noch unsicher, stand nach einer Mütze voll Schlaf meine Entscheidung fest.
Immer wieder habe ich mich gefragt, ob meine plötzliche Sicherheit Zufall ist oder es eine wissenschaftliche Grundlage für den Zusammenhang zwischen Aha-Momenten und Schlafen gibt. Kürzlich stieß ich auf eine neue Studie, in der Forschende genau das untersuchten.
Phänomen "Ich schlaf' nochmal drüber": Klappt das wirklich?90 Proband:innen wurden in dem Experiment vor eine scheinbar einfache Aufgabe gestellt: Sie mussten angeben, in welche Richtung sich die Punktewolke auf ihrem Bildschirm bewegte. Für "links oben" und "rechts unten" sollten sie die Taste X drücken, für "rechts oben" und "links unten" das M. Die Punkte waren alle entweder lila oder orange.
Und diese Farben waren es auch, die eine geheime Funktion hatten: Sie waren die Abkürzung zur Lösung. Denn ab dem vierten Testblock konnte allein anhand der Farbe sofort gesagt werden, in welche Richtung sich die Punkte bewegten. Zunächst bemerkten dies aber nur 15 Teilnehmende.
20-minütiges Schläfchen – der Durchbruch!?Nach den vier Blöcken gab es für die Proband:innen dann die Möglichkeit, 20 Minuten in einem dunklen Raum zu schlafen. Dabei wurde ein EEG geschrieben, das heißt, die elektrische Aktivität des Gehirns wurde gemessen. Die Forschenden konnten so die Schlafphasen genau ermitteln.

Du suchst nach Routinen, die dich beim Abschalten unterstützen? Du möchtest endlich mal wieder gut schlafen? Erfahre, wie du Stressphasen gelassen meisterst.
Nach dem Schlafen absolvierten die Teilnehmenden erneut die Aufgabe – und plötzlich sahen 70,6 Prozent den Zusammenhang zwischen der Farbe und der Richtung. Dabei wurden je nach Phase signifikante Unterschiede festgestellt:
- 87,5 Prozent der Personen, die in die Tiefschlafphase kamen, erlebten einen Aha-Moment.
- Bei denjenigen, die nur leicht schliefen, waren es 63,6 Prozent.
- Unter den Proband:innen in der Wachphase hatten 55,5 Prozent die Eingebung.
- In einer früheren Untersuchung mit derselben Aufgabe gab es keine Möglichkeit zu schlafen – hier kamen weniger als die Hälfte (49,6 Prozent) auf die Farben-Lösung.
Die Studie zeigt, natürlich mit individuellen Ausnahmen: Über eine Aufgabe, ein Problem oder einen Entschluss zu schlafen, kann laut der Wissenschaft tatsächlich bei der Lösung helfen. Wichtig scheint dabei jedoch zu sein, in den Tiefschlaf zu gelangen. Worauf warten wir also noch? Gute Nacht – und gute Entscheidung.
Brigitte
brigitte